Ideengenerationen, Träume, Zufallsmuster
Weil gerade Herr Fefe einen interessanten Gedanken zu "KI" äußert, zu diesem Thema was Älteres. Klingt für mich plausibel:
"Synapsen, die Verbindungen zwischen Nervenzellen, werden also im Tiefschlaf verstärkt, und das dient dazu, deklarative Inhalte, die im Wachzustand gelernt worden sind, zu festigen. Nun besteht das Lernen im Wachzustand auch schon darin, Synapsen zu verstärken. Wenn Synapsen aber immer nur verstärkt würden, wäre das Gehirn recht bald von Neuronenfortsätzen überwuchert. Alle Synapsen wären am Anschlag, nichts ginge mehr.
Dieses Problem warfen Francis Crick (ja, der Francis Crick) und Graeme Mitchison im Jahr 1983 in einem in Nature erschienenen Artikel auf. Sie stützten sich dabei auf Beobachtungen an künstlichen neuronalen Netzen: Diese kann man mit einfachen Lernalgorithmen lehren, verschiedene Muster zu erkennen und zu vervollständigen. Wenn man sie jedoch überfordert, indem man zu viele oder zu ähnliche Muster einspeichert, fangen die Netze an zu spinnen: Sie "phantasieren" zu einem Input ein falsches, weit hergeholtes Muster, oder sie liefern "obsessiv" immer dieselbe Antwort, oder "halluzinieren" Antwortmuster, wenn der Input eigentlich gar keine Antwort hervorrufen sollte. Kurz, so meinten Crick und Mitchison: Sie benehmen sich wie ein Mensch, der zu lange nicht geschlafen hat.
In künstlichen neuronalen Netzen, so zeigten sie, kann man das verhindern und die Netze wieder aufnahmefähig machen, indem man sie von Input und Output abschneidet und aus internen Quellen zufällige Aktivität generieren lässt. Die Zufallsmuster, die dadurch hervorgerufen werden, schwächt man dann, indem man die entsprechenden Synapsen verringert. Dieser Mechanismus, bei dem ein von der Umwelt abgeschnittenes Nervennetz in wilden, nutzlosen Assoziationen flackert und danach wieder aufnahmefähig ist, erinnert, so sagten sie, frappant an den Traumschlaf.
Crick und Mitchison gingen so weit, ihren Lesern davon abzuraten, sich morgens an ihre Träume zu erinnern zu versuchen. Träume, so meinten sie, sind keine wichtigen Botschaften aus dem Unterbewussten. Sondern das, was das Gehirn zu vergessen versucht."